Aktuelles 31. Okt.

Ein liebes Hallo zusammen,

dies wird einerseits ein sehr persönliches „Aktuelles“, gleichzeitig aber dürften sich viele Adoptanten in einigem spiegeln und neue Interessenten wissen nach der Lektüre in etwa, was auf sie zu kommt (-;

Vorwort

Meine Familie und ich mussten im Juni und Juli, innerhalb von 22 Tagen, unsere beiden geliebten Sammy Mädchen Snow & Icy, über die Brücke zum Regenbogen gehen lassen. Jeder der sowas schon erlebt hat weiß, dass danach erstmal nichts mehr ist, wie es vorher war und das beide Zauberwesen so kurz hintereinander gehen mussten, hat es noch schwerer gemacht. Wie das Schicksal so spielt, zogen kurz darauf zwei Pflegehunde für ein paar Wochen bei uns ein, da eine Adoptantin, mit der ich befreundet bin, ins Krankenhaus musste. Einerseits war diese Ablenkung sicher gut, da zumindest die Alltagshandlungen somit weiter gingen, große Spaziergänge, bespaßen, pflegen, schmusen usw. Aber die Sehnsucht nach den eigenen Hunden blieb schmerzhaft. Echten Kummer, kann man nicht so einfach verdrängen. Was ich bereits aus eigener Erfahrung und als Ansprechpartnerin bei SiN gelernt hatte war, dass jeder seine eigene Zeit braucht, mit so einem Verlust fertig zu werden und jede Zeitspanne, ihre Berechtigung hat. Kein Lebewesen kann ein anderes ersetzen, aber man kann sich irgendwann wieder neu „verlieben“ in die individuellen Eigenschaften und Verhaltensweisen, die jeder Hund mit sich bringt. Es gibt Menschen, die sich sicher sind es keinen Tag ohne einen vierbeinigen Freund auszuhalten, manche sehnen sich nach Wochen/Monate wieder einen herbei und  andere Halter brauchen Jahre, um ihr Herz  öffnen zu können, einige wenige möchten auch gar keinen Hund mehr.  Als Tierschützer bin ich natürlich sehr dankbar über jeden guten Platz, der nicht all zu lange unbesetzt bleibt, aber verständlich ist jedes Verhalten, jede Entscheidung, jeder individuell zu verarbeitende Kummer.

Meinem Mann und mir war immer  bewusst, dass  für uns ein Leben ohne Sammy indiskutabel ist und meine Tochter, die zwar erwachsen ist und eine eigene Wohnung hat, empfand  ein Elternhaus ohne Samojeden, als irgendwas zwischen nicht vollständig und eigenartig, schließlich zog Joon, unsere erste Sammyhündin bei uns ein, als sie 5 war.

Vor der Adoption:

Also füllte ich, zur Verblüffung des Teams, denn wir kennen uns ja alle gut, Anfang August die Liste zur Festvermittlung aus. Aber erstens verlange ich das  auch von jedem und zweitens wollte ich bewusst den selben Weg gehen, wie jeder andere Interessent. Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich gemerkt,  dass man ein wenig Herz klopfen bekommt, beim ausfüllen und sich dabei so einige Gedanken macht. Schließlich geht es nicht um den Kauf einer Waschmaschine, sondern um ein Wesen, mit dem man sein Leben teilen wird. Was ich weiterhin am eigenen Leib zu spüren bekommen habe ist, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ein Ehepaar sich sofort einig ist. Der Hund, der mir als erstes gefiel, war meinem Mann zu alt (er will noch lange mit dem künftigen Familienmitglied joggen können) und eher groß sollte er sein. Einig waren wir uns zumindest darüber, dass  wieder eine Hündin bei uns einziehen soll und bezüglich bestimmter Eigenschaften. Schließlich erzähle ich den Interessenten auch immer, es soll eine glückliche Verbindung auf Lebzeit werden und nicht jeder Deckel passt auf jeden Topf. Zu uns passt z. B. eine aufgeschlossene, lebhafte Sammylady, die andere Hunde toll findet, da in unserem Umfeld, fast alle Menschen einen Hund haben. Ob sie schon irgendwas „kann“ ist nicht wichtig, das kriegen wir schon hin. Erinnert mich gerne an den Satz, wenn ich irgendwann fluche, weil die Öhrchen Wochen lang ausgiebig auf Durchzug geschaltet sind, ihr in der Nacht langweilig war und sie das Sofa zerpflückt hat oder mir den Arm halb ausgekugelt hat, vor lauter rum gehampel an der Leine (-;

Anfang September wurden, von einer befreundeten Tierschützerin, zwei Sammy Mädchen gemeldet. Eine hieß Joni und die andere Gina. Ich fand sie beide hinreißend, wie soll man sich da bitte entscheiden??  Mein Mann favorisierte letztendlich Joni, aber….  beim Tierschutz gibt es ja gerne auch mal kleine Überraschungen und so stellte sich raus, das jemand ein und den selben Hund aus Versehen mit unterschiedlichen Fotos und Namen zweimal gemeldet hatte. D. h. Joni ist Gina oder umgekehrt  und wie sie nun wirklich hieß oder wann sie geboren war, war nicht zu ermitteln.

 

 

Außerdem war sie inzwischen geschoren worden und voller rotbrauner Erde  und sah entsprechend wieder völlig anders aus ((-; An der Stelle bin ich nach guten 14 Jahren bei SiN allerdings abgebrüht, bzw. weiß dass das Entlein wieder ein Schwan werden wird, während mein Mann  erstmal die Augen zusammen kniff. Aber die Videos zeigten wie gut sie kommunizieren kann und damit eroberte sie uns beide total! Somit war die Entscheidung gefallen. Aber.. auch hier erging es uns wieder wie so vielen Adoptanten, wie kommt der Familienzuwachs von A nach B, bzw. wann??????? In Joni/Ginas Fall wurde ein/e Flugpate/in benötigt, die sich Dank Corona auch nicht gerade zahlreich finden. 1000 Sachen gehen einem durch den Kopf. Was, wenn es wieder einen log down gibt, alle Flüge gestrichen werden? Wie geht es dem Hund vor Ort? Private Pflegestellen kümmern sich ja recht gut, aber unsere Maus war in einer Auffangstation, wo die Hunde draußen in  Rudeln zusammen leben, da sie (auch Dank Corona) räumlich aus allen Nähten platzen und das schon sehr lange. Wir hatten großes Glück, ihr rettender Engel plante nach Deutschland zu kommen und versprach sie mit zu bringen! Was für eine Erleichterung, ich war somit nur 7 Wochen „in anderen Umständen“.

Ständig wandern die Gedanken zum Fellkind. Ich fand mich mehrmals in irgendwelchen Tierbedarfshandlungen wieder. Ich schwöre, ich wollte das gar nicht, sondern nur nebenan Waschpulver kaufen  oder so, aber das Hirn schaltet sich ab, die Waschmanschine bleibt aus und die Seele schleppt Spielzeug an, man ist machtlos!!! Somit bevölkerten das neue Hunde Bett und die neue Decke ein niedlicher Bär, ein Schaf, ein Kong und eine Kordel und weil ich ja sonst nichts zu tun habe, habe ich auch noch eigenhändig meinen ersten Schnüffelteppich geknüpft (-;

Liebe wartende Adoptanten, ich fühle so sehr mit euch!!!!!!! Bitte haltet euch daran fest, der große Tag kommt und mit Sicherheit schneller, als bei einer echten Schwangerschaft!

Was immer noch ungeklärt war, war die Namensgebung. Irgendwie sollte man seinen Hund ja nennen, wenn er aus der Flubox steigt, jedenfalls klang: „Hallo Joni/Gina“ zu sehr nach Zungenbrecher und „Hallo du da“ zu lieblos. Somit wären wir wieder bei der Geschichte mit dem Ehepaar und unterschiedlichen Vorstellungen. Wenn ich es recht bedenke, ist es grandios, dass mein Mann und ich nicht kurz vor der Scheidung stehen (-, Von „Klara (er) bis Moscha (ich) gab es so viele kontroverse Ideen und temperamentvolle Debatten, dass meine Tochter sich  fragte, was für Kindsköpfe sie da eigentlich groß gezogen haben……. Aber wie gesagt: „Hallo du da“ ist einem neuen Familienmitglied nicht würdig und so haben wir uns tatsächlich, 3 Tage vor ihrer Ankunft, geeinigt! Wenn sie weder auf Joni, noch auf Gina hört, sollte sie Jaimy heißen (-.

Zwei Tage vor ihrer Ankunft konnte ich an gar nichts anderes mehr denken, auch nicht daran, dass man hinguckt, wenn man Kartoffeln schält und Finger keine Schale haben…..

Einen Tag vorher kam dann noch ein neues Foto, welches wir mit grenzdebilem Grinsen immer wieder anguckten,  (wie sehr man sich über sowas freuen kann) und surprise, suprise, wir warteten gar nicht auf einen braun-rötlich schimmernden Sammy, sondern nach einem Bad war sie plötzlich (fast) weiß. Wir hätten sie inzwischen auch in lila-gelb kariert genommen, wenn wir sie nur endlich haben dürften.

 

 

Dann war Weihnachten und Geburtstag zusammen endlich da. Da wir one way 400 km zurück legen mussten, hetzte ich meinen armen Mann ziemlich durch die Gegend, damit wir auch ja 2 Std. zu früh los kommen. Schließlich haben sich schon Kühe auf Autobahnen verirrt und Vollsperrungen ausgelöst oder es  könnte ein UFO auf unserer Strecke landen oder oder oder….

Weder Aliens (wäre ihnen auch nicht gut bekommen), noch sonst was stellte sich uns in den Weg und so waren wir frühzeitig genug da, um jede Minute auszukosten, die sich wie Kaugummi in die Länge zog. Nebenbei bemerkt, muss ich die Schuhe jetzt zum besohlen bringen, weil ich permanent auf und abgelaufen bin.

Das Fellkind ist da!

Unglaublich dieser Moment, wenn man seinen Hund zum ersten Mal, ganz real, sieht, anfassen kann, einfach bei sich hat!

Für die Heimfahrt hatten wir das Auto so umgebaut, das Jaimy Körperkontakt halten konnte, was sie mit Pfote und Kopf auf meinem Schoß auch dankend annahm, während mein Herz dahin schmolz, als ob ich aus Schokolade wäre und draußen 40 Grad…

Zu Hause angekommen, inzwischen war es 1 Uhr, wurde alles staunend inspiziert und für gut befunden. Um 2 landeten wir alle im Schlafzimmer, fertig, aber happy. Schon die erste Nacht verlief verblüffen ruhig. Nach ein paar Minuten rum getappse und ein paar Kuscheleinheiten, wurde es still.

Ganz großes Juchu am nächsten Morgen, „super, die machen keinen Winterschlaf“ und dann großes staunen und riesige Begeisterung bei der Entdeckung des Englischen Gartens. Ich kürze jetzt mal ab, ist eh etwas ausgeartet diese Geschichte, aber frisch gebackenen Adoptanten quillt nun mal das Herz über (-;

Jaimy hat uns in  wenigen Tagen schon einen großen Teil ihrer Geschichte erzählt. Man hat ihr nichts getan, sie hat keine wirklichen Ängste, nur kleine Unsicherheiten und ihre früheren Halter, haben ihr absolut nichts beigebracht. Sie kannte weder Kauknochen noch Spielzeug, noch wie man vernünftig an der Leine geht, noch irgendein Kommando und dachte man darf sich nur im eigenen Garten erleichtern, würde jagen aber super finden.  Sie hat bei allem Opportunismus der Hunden zu eigen ist, momentan noch Verlustängste und stalkt mich entsprechend, aber ohne aufdringlich zu sein. Ist irgendwie rührend bescheiden, fordert noch nichts ein, will gefallen und lernt mit großer Begeisterung. Wenn sich das alles anfängt zu legen und sie die Dinge zu hinterfragen beginnt, dann wissen wir, dass sie „angekommen“ ist (-: Zügig einschreiten mussten wir bisher nur bei einer Sache. Man hatte ihr offenkundig beigebracht zu knurren, wenn sich draußen was tut, aber das kluge Mädchen hat schnell verstanden, dass das ab sofort nicht mehr zu ihren Aufgaben gehört.

 

 

Ich glaube zwar, ich muss nicht extra darauf hinweisen, aber wir sind überglücklich, dass wir dieses wundervolle Wesen adoptieren durften. Es lohnt sich so sehr, einem Notfellchen, ein zu Hause zu geben!

liebe Grüße,

Simone

 

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